Es gibt keine Rechtfertigung für Gewalt gegen Mädchen und Frauen

Gitta Becker, Schutzengel

Warum sind Sie Schutzengel für das FeM Mädchen*haus Frankfurt?

Gitta Becker: Mädchen und junge Frauen in ihrer Entwicklung zu unterstützen, zu fördern und zu stärken, ist mir ein besonderes Anliegen. In einem persönlichen Gespräch mit Frau Kreja konnte ich einen Einblick in die sehr engagierte und vielschichtige Arbeit des Mädchenhauses gewinnen. Ich finde es enorm wichtig, die Arbeit dieser Einrichtung zum Wohle der betroffenen Mädchen zu unterstützen. Es ist mir eine Herzensangelegenheit.

Wie engagieren Sie sich für FeM?

Gitta Becker: Ich engagiere mich derzeit als Schutzengel, stehe aber bereit, mich auch darüber hinaus – so machbar – aktiv einzubringen.

Warum sind Organisationen wie FeM wichtig, warum benötigen wir den Feminismus?

Gitta Becker: Mädchen und junge Frauen müssen vor Übergriffen geschützt werden. Es ist wichtig, dass Einrichtungen wie das Mädchenhaus Obhut und einen Schutzraum bieten zur Bewältigung von Krisen und Gewalterfahrungen hin zu einem möglichst angstfreien, selbstbestimmten Leben. Durch Krisen und Gewalt erschütterten und verletzten Mädchen zu helfen, Mut zu schöpfen und Perspektiven für die eigene Zukunft zu entwickeln, halte ich für ein unbedingt erforderliches und in jedem Fall lohnenswertes Ziel, dass höchsten Respekt verdient. Es kann und darf nicht sein, dass in Not geratene Mädchen schutzlos Übergriffen ausgesetzt sind. 

Welche Frau beeindruckt Sie besonders?

Gitta Becker: Es gibt viele beeindruckende Frauen, berühmte aus unterschiedlichen Bereichen des gesellschaftlichen, politischen und wissenschaftlichen Lebens, meines Erachtens aber ungleich mehr weniger oder nicht berühmte Frauen, die durch ihr Wirken beeindrucken. 
Mich persönlich hat meine Großmutter am nachhaltigsten beeindruckt mit ihrer Güte, in ihrer Art, ihrer Bescheidenheit, ihrem Wesen und ihrer Haltung zu Gewalt und Unterdrückung. Nie werde ich vergessen, wie sie mir als junges Mädchen angesichts eines Vorfalls, von dem sie offenbar Kenntnis hatte, sehr deutlich machte, ja mir regelrecht einschärfte, sollte je ein Mann die Hand gegen mich erheben, so sollte ich mich abwenden bzw. gehen und nie wieder zu ihm zurückkehren, auch wenn das ins Ungewisse führte. Für meine Großmutter – Jahrgang 1905 – gab es keine Rechtfertigung für Gewalt gegen Frauen und Mädchen.

Wo treffen wir Sie real oder virtuell, beruflich oder in der Freizeit? 

Gitta Becker: Ich lebe im östlichen Nordend von Frankfurt und bin häufig auch im Elternhaus in meiner Heimat in Osthessen. 

Was sollten unsere Leser*innen unbedingt lesen oder sehen?

Gitta Becker: Ich empfehle gerne den Debütroman von Delia Owens (eigentlich Zoologin) „Der Gesang der Flusskrebse“.  Vordergründig handelt es sich dabei um eine Kriminalgeschichte. Es ist aber eigentlich die Geschichte eines ungewöhnlichen Erwachsenwerdens  in und mit der Natur gekennzeichnet durch Verlassenwerden, Gewalt und Ausgrenzung der Protagonistin Catherine, genannt Kya, dem Marschmädchen.  Die Autorin beschreibt eine einerseits von Armut und Isolation geprägte Kindheit, die dennoch reich ist: Kya ist frei, lebt in der Natur und führt ein Leben weitestgehend ohne Verpflichtungen, außer der, ihrem gewalttätigen Vater möglichst auszuweichen, und gleichzeitig für ihn zu sorgen, bis auch er sie verlässt.  In Zeitsprüngen erfährt die Leserschaft, wie aus der kleinen Kya eine äußerst ungewöhnliche, intelligente Frau wird, und in welcher Beziehung sie zu dem Toten steht, der im Marschland gefunden wird. 

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